Würden Sie nicht auch gerne in einem Büro arbeiten, das so gemütlich ist wie das heimische Wohnzimmer? Oder an einem Arbeitsplatz mit "Chillout"-Bereich, Pingpong-Tischen und Rutschen? Büroeinrichtungen müssen nicht langweilig und deprimierend sein – das sollten sie auch nicht, sagen Arbeitspsychologen.
Knallig-bunt und futuristisch präsentiert sich das Büro des Personalvermittlers "az" in Berlin-Charlottenburg. Die Büroetage im Dachgeschoss des "Kantcenters" wurde von Grollmitz Zappe Architekten mit Hilfe einer mehrfarbigen Glaswand in verschiedene Bereiche unterteilt. FOTO: ANDREAS RIEDEL / GROLLMITZ ZAPPE ARCHITEKTEN |
Ungemütliche Großraumbüros mit oder ohne Stellwände, graues Einheitsmobiliar und leer gefegte Schreibtische, die – in Zeiten des „Desk Sharing“ – nicht mehr individuell gestaltet werden können. An solchen trostlosen Orten verbringen viele Arbeitnehmer ihren Tag, während zu Hause eine schöne Wohnung auf sie wartet, die sie viel zu selten sehen. „Aus ökonomischer Sicht mag das ja alles sinnvoll sein. Im Großraumbüro kann man natürlich mehr Hühner auf die Stange setzen“, sagt Professor Michael Kastner, Leiter des Instituts für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin in Herdecke. „Aus einer psychologischen Sicht ist das aber nicht so sinnvoll.“ Wenn Unternehmen ihre Büroräume planen, spielen ansprechendes Design und Wohlfühlatmosphäre meist eine untergeordnete Rolle. Selbst Chefs, die privat Bio-Eier kaufen, weil sie wissen, dass sie besser schmecken als Eier aus der Legebatterie, kommen oft nicht auf die Idee, dass glückliche Mitarbeiter, die sich in ihrem Büro wohl fühlen, auch bessere Arbeit leisten. Dabei gibt es immer wieder Untersuchungen, die das bestätigen: So konnte in einer Studie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart ein Zusammenhang zwischen „Office-Design“ und „Office-Performance“ nachgewiesen werden. Mit der richtigen Bürogestaltung soll sich die Leistung der Mitarbeiter um bis zu 36 Prozent steigern lassen. Es gibt aber auch Unternehmen, die sich intensiver mit dem Thema Bürogestaltung auseinandersetzen. Sie legen Wert darauf, dass ihre Büroräume nach außen hin repräsentativ sind und zugleich das Wohlbefinden, die Motivation und Produktivität der Mitarbeiter steigern. Das Architekturbüro Jump Studios hat beispielsweise für den Energy-Drink-Hersteller Red Bull in London eine äußerst originelle, dreigeschossige Firmenzentrale entworfen. Statt Fahrstuhl verbindet hier eine Rutsche die Stockwerke miteinander. Es gibt außerdem Pingpong-Konferenztische und eine Dachterrasse mit traumhaftem Blick über das Londoner West End. Diese ungewöhnliche Bürogestaltung soll – im Sinne eines Corporate Design – die Firmenphilosophie widerspiegeln und außerdem den Menschen Spaß machen, die dort arbeiten. |
Textquelle: www.welt.de |